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fit nach vorn – fit in die Zukunft?

Von 500 bis 5000 – Bilanz 2023 des Programms fit nach vorn  

Wie viele Teilnehmende erreichen eigentlich die Angebote von fit nach vorn? Welche Themen beschäftigen die jungen Menschen? Auskunft gibt die Statistik von fit nach vorn mit Stand Ende September 2023.

15 fit nach vorn-Bündnisse  sorgen dafür, dass junge Menschen aus 19 Nationen gut in Deutschland ankommen können. Mit Sportangeboten finden die Teilnehmenden schnell Anschluss und schließen Freundschaften. Die zusätzlichen Beratungen und weitere Begleitung bieten den jungen Menschen Orientierung und vielfältige Unterstützung – und helfen ihnen auf dem Weg in Ausbildung und Arbeit sowie eine chancenreichere Zukunft.

Aber wie erfolgreich ist fit nach vorn tatsächlich? Wie viele Teilnehmende erreichen die Bündnisse? Und wie nachhaltig ist das Programm? Um das herauszufinden, befragt das Programmteam der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) jährlich die Bündnis-Partner. Dies ist zusammengefasst die diesjährige Bilanz mit Stand von September 2023:

Zunächst: Woher kommen eigentlich die Teilnehmenden?

Alle Bündnisse nennen zwischen 4 und 19 verschiedene Nationalitäten der Teilnehmenden. Ein realistischer Mittelwert liegt bei mindestens 11 verschiedene Nationalitäten pro Bündnis. Dabei nennen alle: Syrien, Afghanistan, Irak und (fast alle) Ukraine. Entsprechend der größten Fluchtbewegungen in den letzten Jahren sind in den Bündnis-Angeboten vor allem Menschen aus diesen Ländern vertreten.

Aber auch Deutschland wird fast von allen Bündnissen als Herkunftsland für die Teilnehmenden genannt, wodurch eine Begegnung zwischen Einheimischen oder länger hier ansässigen und neu zugewanderten jungen Menschen ermöglicht wird.

Erstaunlich ist, wie häufig Menschen mit deutscher Nationalität an den Angeboten partizipieren. Das deutet darauf hin, dass viele Angebote der Bündnisse für alle Jugendliche attraktiv sind – und insofern auch Orte der Begegnung und der Verständigung“, sagt Arne Sprengel aus dem Programmteam fit nach vorn.

Wie viele Teilnehmende nutzen die Sportangebote?

Rund 500 Teilnehmende nutzten bundesweit jede Woche die regulären, durchschnittlich 32 wöchentlichen Sporttrainings. Davon sind fast ein Drittel Frauen und Mädchen. Durch temporär begrenzte, zusätzliche Sportangebote kamen zusätzlich bis zu 500 weitere Teilnahmen dazu. Außerdem nahmen am viertägigen fit nach vorn-Cup im Sommer in Berlin mit Workshop, Sport- und Kulturprogramm über 150 Teilnehmende aus 10 Bündnissen teil.

Jeweils 20 Jugendlichen reisten im August und Oktober nach Berlin, um an Workshops zu Themen von Berufsorientierung bis ehrenamtliches Engagement im Sportbereich teilzunehmen.

Welchen Anteil machen die Beratung und Begleitung im Programm aus?

Durchschnittlich bieten die Bündnisse pro Woche 30 regelmäßige Beratungen, Hilfen und Unterstützungen an, die von mehr als 300 Menschen pro Woche genutzt werden, d. h. je Bündnis sind es wöchentlich mehr als 20 Jugendliche, die diese Unterstützungsangebote wahrnehmen.

Angebote mit Beratung und Unterstützung sind fester wie relevanter Bestandteil der Arbeit der Bündnisse vor Ort und finden überall statt. Dies sind zum Teil sehr spezifische und bedarfsorientierte Angebote, die sich von den niedrigschwelligen Gruppensporttrainings unterscheiden.

Welche Themen beschäftigen die jungen Menschen?

Insgesamt werden sehr viele unterschiedliche Themen benannt, am häufigsten Deutsch lernen, Bleibeperspektive, Ausbildung, Berufseinstieg, Wohnsituation und Unterstützung bei Behörden. Im Mittelpunkt stehen dabei Themen, die im direkten Zusammenhang mit der Situation als Geflüchtete:r in Deutschland stehen. Diese existenziellen und rechtlichen Fragen dominieren eindeutig gegenüber anderen Themen, wie z. B. Sinn-Fragen, Gesundheitsthemen oder jugendspezifische Themen, wie Fragen nach Partnerschaft, Sexualität, Konflikte in der Schule oder Familie und ähnliche.

Oft geht die Bandbreite der Themen an vielen Stellen über eine klassische Beratung hinaus bzw. die Akteur:innen müssen Kenntnisse haben, um eine Verweisberatung machen zu können. Vor dem Hintergrund der Herkunftsdiversität von 19 Nationen ist dies um so bemerkenswerter.

Sport als vertrauensvoller Einstieg

Aus der Abfrage wird deutlich, dass das Spektrum der Angebote und der behandelten Fragen und Themen wie geplant weit über den Bereich Sport, Spaß und Freizeit hinausgeht. Das die Teilnehmenden sich auch tatsächlich mit „sensiblen“ Anliegen und komplexen Problemen an die betreuenden Personen in den Bündnissen gerichtet haben, unterstützt unsere Hypothese, dass die Zielgruppe der Jugendlichen Geflüchteten gut durch Sport erreicht werden kann – wobei eine vertrauensvolle Beziehung entsteht, die tragfähig ist für sozialpädagogische Hilfe und Unterstützung“, erläutert Arne Sprengel aus dem Programmteam fit nach vorn der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung.

Zusätzliche Events zeigen hohes Engagement der Bündnisse

Zusätzlich zu den o. g. Angeboten organisierten die Bündnispartner weitere 78 Veranstaltungen, zum Beispiel Ausflüge, Turniere, Ausbildungsmessen und Vereinsfeiern. Hier nahmen je Event 11 bis 400 Personen teil – insgesamt waren es rund 5.700. Auch hier war der Erhebungsstand September 2023, d. h. bis Jahresende waren es noch mehr Veranstaltungen und Teilnehmende.

Im Schnitt hat jedes Bündnis ca. 5 weitere Zusatzaktivitäten angeboten. Einige davon waren zu Antragsbeginn gar nicht in Planung und wurden zusätzlich realisiert. Dieses hohe Engagement lässt auf eine hohe Identifikation mit fit nach vorn schließen, mit der die Bündnispartner ihre Angebote weiterentwickelt und sich untereinander vernetzt haben. Die hohe Motivation der Verantwortlichen lässt sich auch an der Tatsache erkennen, dass sich wieder zahlreiche Vertreter:innen der Bündnisse bei den fit nach vorn-Netzwerktreffen in Berlin eingebracht haben. Das dafür teils weite Wege in Kauf genommen werden, zeigt, wie bedeutsam und wertvoll Austausch und Weiterbildung für die Arbeit vor Ort sind.

Win-win: Teilnehmende übernehmen Funktionen

Dass die Teilnehmenden nicht nur Bündnis-Aktivitäten in Anspruch nehmen, sondern ihrerseits motiviert werden, sich selbst zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen, zeigen die Zahlen der „Aktivierung“. Insgesamt 105 junge Frauen und Männer sind in den Bündnissen als Trainer:in, Sprachmittler:in oder Übungsleiter:in aktiv. Besonders die hohen Zahlen beim Einsatz von Co-Trainer:innen (28) und Sprachmittler:innen (48) mit Fluchtbiografie machen deutlich, dass beide Seiten profitieren.

Die Zahlen sind konstant erstaunlich hoch – es gibt also viel Potential und Bereitschaft zu ehrenamtlichem Engagement unter den Geflüchteten“, ergänzt Arne Sprengel.

Fit für die Zukunft?

Fast alle Bündnisse sehen es als ihre Aufgabe an, die jungen Menschen bei der Suche nach Arbeit, Ausbildung oder Praktikum zu unterstützen: Seit 2015 (seit dem fit nach vorn-Vorgängerprogramm „Willkommen im Fußball“) haben sie 302 Personen in Ausbildung, 319 in einen Arbeitsplatz und 488 in ein Praktikum vermittelt.

Wir freuen uns über die Erfolge des zurückliegenden Jahres und das große Engagement, das alle Akteur:innen in den Bündnissen verbindet. Im kommenden Jahr wollen wir weiter mit vielen Partnern:innen daran arbeiten, durch Sport einen niedrigschwelligen Zugang zu Gemeinschaft und Bildung zu ermöglichen“, sagt Programmleiterin Judith Strohm

Hier gibt es mehr Infos zu den Beratungs- und Begleitungsangeboten: https://fit-nach-vorn.de/themen/sport-x/