Bewegt gegen Rassismus
Sportliche Solidarität am Internationalen Tag gegen Rassismus
Der Internationale Tag gegen Rassismus erinnert daran, dass der Kampf gegen Diskriminierung eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung ist. Die vielen verschiedenen Aktionen und Initiativen verdeutlichen, dass gemeinsames Handeln entscheidend ist, um eine inklusive und gerechte Gesellschaft zu schaffen.
Unter dem Motto #BewegtGegenRassismus wird dieses Jahr die Kraft von Sport und Bewegung als Mittel zur Überwindung von Vorurteilen und zur Förderung der gemeinsamen Botschaft betont.
Auch bei fit nach vorn bildet Sport und Bewegung den Anker, um Menschen mit Fluchtgeschichte dabei zu unterstützen, ein aktiver Teil unserer Gesellschaft zu werden. Das Programm zeigt: Sport ist vielfältig, verbindet und fördert Solidarität. Wenn sich Menschen gemeinsam bewegen, kann dies Brücken bauen und Vorurteile überwinden.
Wir stellen drei schnelle Fragen an Judith Strohm, die das Programm fit nach vorn leitet und sich gegen Rassismus stark macht.
Liebe Judith, wie genau unterstützt fit nach vorn dabei, Rassismus und Diskriminierung zu bekämpfen?
An 15 Standorten fördert fit nach vorn bundesweit Bündnisse aus Sportprojekten, Bildungseinrichtungen und Jugendhilfe zur Unterstützung junger Menschen mit Fluchterfahrung. Die Angebote vor Ort ermöglichen jungen Menschen mit und ohne Fluchterfahrung, gemeinsam Sport zu treiben, sich kennenzulernen und Freundschaften zu schließen. Darüber hinaus bieten die Bündnisse den Teilnehmenden die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden, d. h. nicht nur das eigene Leben bewusst zu gestalten, sondern auch Aktivitäten mitzugestalten. Beteiligung und engagierte Mitgestaltung schaffen ein Gefühl von Zugehörigkeit und Verbundenheit. Hier stehen gemeinsame Interessen wie der Sport im Vordergrund und Aspekte wie Herkunft, Sprache, Religion werden nebensächlich. Das Gemeinsame und Verbindende zu entdecken und sich zusammen dafür zu engagieren, entziehen Rassismus und Diskriminierung den Nährboden.
Wie kann jede:r für sich Haltung zeigen?
Das hängt sehr ab von der Situation, in der sich jede und jeder befindet. Ich selbst bin eine Person, die durch Herkunft, Hautfarbe, Bildung und Einkommen sehr privilegiert ist. Ein erster Schritt ist, mir solcher Privilegien bewusst zu sein und zu verstehen, dass nicht jeder Mensch das gleiche Glück hat. Rassismus wird häufig wahrgenommen als ein Thema, das vor allem von Rassismus betroffene Menschen etwas angeht. Das stimmt aber nicht. Rassismus geht uns alle an. Wenn ich sage, dass Menschen aus einem bestimmten Land konkrete Eigenschaften haben, worauf basieren meine Annahmen? Warum brauche ich diese Annahmen? Was passiert, wenn ich mich von meinen eigenen Stereotypen und Vorurteilen verabschiede und mich in der konkreten Begegnung einfach von meinem Gegenüber überraschen lasse? Zugleich kann ich diese Fragen nicht nur mir, sondern auch meinen Freund:innen, Familienmitgliedern und Nachbar:innen stellen und gemeinsam Stück für Stück daran arbeiten, dass wir uns als Gesellschaft von unseren rassistischen Prägungen verabschieden.
Was kann man machen, um von Rassismus betroffene Personen zu stärken?
Der erste Schritt ist sicher, das Erleben von Betroffenen ernst zu nehmen, d.h. jede Relativierung im Sinne von „das war doch nicht so gemeint“, „übertreib mal nicht so“ zu unterlassen. Auch unachtsam gemachte Bemerkungen können häufig sehr verletzend sein und Mikroaggressionen können sich im Laufe eines Tages, einer Woche, eines Lebens zu sehr belastenden Erfahrungen verdichten, die Auswirkungen auf die mentale und körperliche Gesundheit haben können. Zudem sollten Vorfälle immer angezeigt werden, z. B. bei Antidiskriminierungsstellen oder Beratungsstellen für Opfer rechtsextremer Gewalt. Denn diese Stellen erheben Statistiken zu rassistischen Vorfällen, die auch politisch wichtig sind, z. B., um die Finanzierung von Unterstützungsangeboten zu sichern. Zudem erfahren Betroffene bei den Beratungsstellen auch Unterstützung, wenn sie sich dazu entscheiden, einen Vorfall bei der Polizei anzuzeigen. Die Vernetzung mit weiteren Betroffenen in einem Safer Space und ein gemeinsames Empowerment ist ein weiterer möglicher Schritt, auch um sich nicht allein zu fühlen. Zudem helfen solche Gruppenerfahrungen zu verstehen, dass Rassismus kein individuelles Problem ist, sondern ein gesellschaftliches.
Rassismus in Deutschland
- Laut einer Studie von 2022 gehen 90% der Bevölkerung davon aus, dass es in Deutschland Rassismus gibt. 61% der Befragten nehmen diesen als alltäglich wahr.
- 6,4 % der Bevölkerung vertreten laut einer Studie von 2021 rassistische Auffassungen, 12% gelten als fremdenfeindlich. 40% der Befragten werteten Asylsuchende ab.
- Jeden Tag werden mindestens 4 Menschen Opfer rechter, rassistisch oder antisemitisch motivierter Gewalt. Im Jahr 2021 zählte das Bundesinnenministerium 9.236 sogenannte „fremdenfeindliche“ Straftaten. Allerdings werden nicht alle Taten angezeigt, und nicht alle rassistisch motivierten Vorfälle werden als solche erkannt.
Quelle: BpB, Link: www.bpb.de/kurz-knapp/taegliche-dosis-politik